Verkehrspsychologe

Wer ist ein Verkehrspsychologe?

Ein Verkehrspsychologe ist ein speziell ausgebildeter Psychologe, der sich auf das Verhalten von Menschen im Straßenverkehr spezialisiert hat. Sein Aufgabenbereich reicht von der Begutachtung der Fahreignung über die Durchführung von MPU-Gesprächen bis hin zur therapeutischen Unterstützung auffällig gewordener Fahrer.

Verkehrspsychologen spielen eine zentrale Rolle im System der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU). Sie sind dafür verantwortlich, im psychologischen Teil der MPU zu beurteilen, ob eine Person aus Sicht der Persönlichkeit, der Motivation und des Verhaltens dazu geeignet ist, wieder am Straßenverkehr teilzunehmen – sicher, verantwortungsvoll und regelkonform.

Ausbildung und Qualifikation

Verkehrspsychologen haben in der Regel ein abgeschlossenes Studium der Psychologie (Diplom oder Master) und eine zusätzliche Weiterbildung im Bereich der Verkehrspsychologie, z. B. durch den Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) oder die Deutsche Gesellschaft für Verkehrspsychologie (DGVP).

Zudem gelten folgende Anforderungen:

  • mehrjährige praktische Erfahrung in der Begutachtung
  • Fortbildungen zu Fahreignung, Rückfallprophylaxe und Suchtverhalten
  • Kenntnisse in Gesprächsführung, Diagnostik und Testauswertung
  • Vertrautheit mit den Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung
  • Neutralität und wissenschaftliche Objektivität

Verkehrspsychologen dürfen nur dann MPU-Gutachten erstellen, wenn sie an einer durch die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) anerkannten MPU-Stelle tätig sind.

Aufgaben im Rahmen der MPU

Psychologische Begutachtung der Fahreignung

Im MPU-Verfahren führt der Verkehrspsychologe das sogenannte psychologische Explorationsgespräch. Dabei wird geprüft:

  • ob sich die betroffene Person kritisch mit ihrem Fehlverhalten auseinandergesetzt hat
  • ob eine echte Verhaltensänderung stattgefunden hat
  • ob Rückfallrisiken erkannt und bearbeitet wurden
  • ob die Person heute fähig ist, Verantwortung im Straßenverkehr zu übernehmen

Die Gesprächsdauer beträgt etwa 45 bis 60 Minuten. Grundlage für die Bewertung sind unter anderem die Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung, die psychologische Fachliteratur sowie die Erfahrungswerte aus dem individuellen Fall.

Leistungsdiagnostik

Viele Verkehrspsychologen führen auch den sogenannten Leistungstest im Rahmen der MPU durch – etwa Reaktionszeitmessung, Konzentrationstests oder Aufmerksamkeitstests. Hier wird erfasst, ob die getestete Person kognitiv in der Lage ist, ein Fahrzeug sicher zu führen.

Erstellung des MPU-Gutachtens

Am Ende des MPU-Verfahrens formuliert der Verkehrspsychologe gemeinsam mit dem Arzt (medizinischer Teil) ein schriftliches Gutachten zur Fahreignung. Darin wird festgehalten:

  • ob die betroffene Person geeignet, bedingt geeignet oder ungeeignet ist
  • ob Auflagen oder Maßnahmen empfohlen werden
  • welche Veränderungen glaubhaft sind
  • welche Risiken bestehen

Das Gutachten bildet die Entscheidungsgrundlage für die Fahrerlaubnisbehörde.

Verkehrspsychologische Beratung und Vorbereitung

Verkehrspsychologen sind nicht nur in der Begutachtung tätig, sondern auch in der Beratung und Nachschulung von Betroffenen. Viele bieten verkehrspsychologische Einzelberatungen an, um Personen bei der Vorbereitung auf die MPU zu unterstützen.

Ziele der Beratung sind:

  • das eigene Fehlverhalten verstehen und aufarbeiten
  • Motivation zur Verhaltensänderung entwickeln
  • Ängste vor der MPU abbauen
  • das Gespräch mit dem Gutachter trainieren
  • Rückfallstrategien erkennen und bearbeiten

In diesem Kontext ist der Verkehrspsychologe kein Prüfer, sondern Begleiter – er hilft dabei, die Voraussetzungen für ein positives MPU-Gutachten zu schaffen. Manche MPU-Stellen sprechen sogar Empfehlungen für vorbereitende Maßnahmen aus, z. B. bei Alkohol- oder Drogenfragestellungen oder bei Punkten in Flensburg.

Wichtig: Wer sich auf die MPU vorbereitet, sollte darauf achten, dass die Beratung durch qualifizierte Fachpsychologen für Verkehrspsychologie erfolgt – idealerweise mit Nachweis über Zusatzqualifikationen und Berufserfahrung im MPU-Bereich.

Rechtlicher Rahmen

Die Tätigkeit des Verkehrspsychologen im Begutachtungsverfahren ist rechtlich durch folgende Regelwerke gestützt:

  • Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV), insbesondere § 11 (Eignung) und § 13–14 (MPU bei Alkohol, Drogen, Punkten)
  • Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt)
  • Richtlinie über die Anforderungen an die Träger von Begutachtungsstellen (BASt-Anerkennung)

Verkehrspsychologen sind zur Neutralität und Unparteilichkeit verpflichtet. Sie unterliegen der Schweigepflicht – und müssen ihre Einschätzungen objektiv, nachvollziehbar und wissenschaftlich fundiert begründen.

Verkehrspsychologe als Chance – nicht als Gegner

Viele Menschen begegnen dem Verkehrspsychologen in der MPU mit Skepsis oder Unsicherheit. Doch wer vorbereitet ist, die eigene Geschichte ehrlich reflektiert und offen mit dem Gutachter spricht, kann den Termin als Chance zur persönlichen Entwicklung sehen. Denn Verkehrspsychologen sind keine „Führerschein-Verhinderer“, sondern erfahrene Fachleute, die professionell beurteilen, ob eine Person heute wieder verantwortungsvoll am Straßenverkehr teilnehmen kann.

Wer sich auf die MPU vorbereitet – ob mit oder ohne Abstinenz – profitiert oft erheblich davon, frühzeitig den Kontakt zu einem verkehrspsychologischen Berater im Rahmen einer MPU-Vorbereitung zu suchen. Gemeinsam kann man Defizite aufarbeiten, Rückfälle verhindern und die Voraussetzung für ein überzeugendes MPU-Gutachten schaffen.

Fazit

Der Verkehrspsychologe ist eine Schlüsselfigur im MPU-Verfahren. Er beurteilt die psychologische Eignung zur Teilnahme am Straßenverkehr – auf Grundlage von Gesprächen, Testverfahren und psychologischer Fachkenntnis. Gleichzeitig kann er beratend und unterstützend tätig werden – etwa im Rahmen der MPU-Vorbereitung oder in verkehrstherapeutischen Maßnahmen. Wer frühzeitig den Dialog mit einem qualifizierten Verkehrspsychologen sucht, kann Unsicherheiten abbauen, Fehler aufarbeiten und die eigene Verhaltensänderung überzeugend darstellen – und so die MPU erfolgreich bestehen.

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