Die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) ist eine Begutachtung der Fahreignung, bei der medizinische, psychologische und leistungsbezogene Aspekte bewertet werden. Dabei folgt die Einschätzung der Gutachter nicht dem Bauchgefühl, sondern klar definierten Entscheidungskriterien, die auf den Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung sowie den Beurteilungskriterien zur Fahreignung basieren.
Diese Kriterien sollen sicherstellen, dass das Risiko eines erneuten Fehlverhaltens im Straßenverkehr möglichst objektiv eingeschätzt wird – unter Berücksichtigung der individuellen Vorgeschichte, der persönlichen Entwicklung und der aktuellen Lebensumstände.
Gesetzliche Grundlage der Begutachtung
Die rechtliche Basis für die MPU-Bewertung findet sich in der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV), insbesondere in den §§ 11 bis 14 FeV. Diese regeln, unter welchen Umständen Zweifel an der Fahreignung bestehen und welche Nachweise verlangt werden können. Je nach Delikt (z. B. Alkohol, Drogen, Punkte, Straftaten) greifen zusätzlich weitere Vorschriften, etwa:
- § 13 FeV bei Alkoholproblematik
- § 14 FeV bei Drogenkonsum oder -abhängigkeit
- § 11 Abs. 2 Satz 3 FeV für psychische oder charakterliche Zweifel
Auf dieser Grundlage stellt die Fahrerlaubnisbehörde eine konkrete Fragestellung an die MPU-Stelle. Diese muss durch das Gutachten eindeutig beantwortet werden.
Welche Aspekte fließen in die Bewertung ein?
Die Gutachter prüfen, ob die Person die früheren Verkehrsverstöße glaubhaft aufgearbeitet, das Verhalten dauerhaft verändert und die Fähigkeit zur sicheren Verkehrsteilnahme wiedererlangt hat. Dabei werden mehrere Kriterien herangezogen, insbesondere:
- Einsicht in das frühere Fehlverhalten
- Ursachenanalyse: Warum kam es zu Alkohol-, Drogenkonsum oder Regelverstößen?
- Verhaltensänderung: Was wurde seither aktiv verändert?
- Stabilität der Veränderung: Ist das neue Verhalten nachhaltig und glaubwürdig?
- Rückfallprophylaxe: Welche Strategien wurden entwickelt, um Risiken künftig zu vermeiden?
Die Kriterien gelten sowohl für Alkohol- und Drogenfragestellungen als auch für Delikte wie Punkteüberschreitungen oder Straftaten mit Verkehrsbezug.
Medizinische und psychologische Bewertung
Medizinisch werden Laborwerte, Befunde, Abstinenznachweise (z. B. EtG, CDT, THC-COOH) und körperliche oder psychische Diagnosen beurteilt. Die medizinische Bewertung erfolgt ebenfalls auf Basis der Begutachtungsleitlinien – hier spielt insbesondere die Frage eine Rolle, ob die frühere Auffälligkeit auf Abhängigkeit, regelmäßigen Konsum oder ein einmaliges Ereignis zurückzuführen ist.
Im psychologischen Gespräch liegt der Fokus auf der Reflexion und Aufarbeitung. Die Gutachter nutzen strukturierte Interviewtechniken, um zu prüfen, ob die betroffene Person wirklich Verantwortung übernimmt und eine tragfähige Veränderung glaubhaft machen kann. Widersprüche, Ausweichverhalten oder oberflächliche Antworten führen häufig zu einem negativen Gutachten.
Bedeutung der Fragestellung der Fahrerlaubnisbehörde
Die gesamte MPU-Bewertung richtet sich nach der konkreten Fragestellung, die die Fahrerlaubnisbehörde vorgibt. Diese kann lauten:
- „Ist zu erwarten, dass der/die Untersuchte auch künftig ein Fahrzeug unter Alkohol-/Drogeneinfluss führen wird?“
- „Liegt eine Abhängigkeit im Sinne der FeV vor?“
- „Hat sich das frühere verkehrsgefährdende Verhalten dauerhaft geändert?“
Das MPU-Gutachten muss diese Fragestellung klar, nachvollziehbar und begründet beantworten – mit dem Ziel, eine Entscheidung über die Fahreignung zu ermöglichen.
Bewertungskategorien
Die abschließende Bewertung erfolgt in Form eines positiven, negativen oder bedingt positiven Gutachtens. Letzteres ist an bestimmte Auflagen geknüpft, etwa die Teilnahme an einer Nachschulung oder Therapie. Die Entscheidungskriterien müssen so angewendet werden, dass die Beurteilung fachlich fundiert, transparent und reproduzierbar ist – damit sie auch im Zweifelsfall einer gerichtlichen Überprüfung standhält.
Fazit
Die Entscheidungskriterien für die MPU-Bewertung sind rechtlich und fachlich klar definiert – ihre Anwendung erfolgt jedoch individuell, auf Grundlage der persönlichen Lebenssituation und Entwicklung der betroffenen Person. Wer die MPU bestehen will, sollte die Kriterien kennen, verstehen und sich gezielt darauf vorbereiten. Eine professionelle MPU-Beratung hilft dabei, die Anforderungen realistisch einzuschätzen und die eigene Geschichte nachvollziehbar aufzubereiten.