Der Abstinenzzeitraum beschreibt den Zeitraum, in dem eine Person nachweislich auf Alkohol oder Drogen verzichtet hat. Im Zusammenhang mit der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) ist dieser Zeitraum von entscheidender Bedeutung – denn ohne anerkannte Nachweise über eine stabile Abstinenz wird die Fahreignung meist verneint.
Gerade bei Trunkenheitsfahrten mit hohen Promillewerten oder bei Drogenkonsum ordnet die Fahrerlaubnisbehörde an, dass die Betroffenen über mehrere Monate hinweg nachweisen müssen, dass sie vollständig auf den Konsum verzichtet haben.
Wie lange dauert der Abstinenzzeitraum?
Die Dauer des geforderten Abstinenzzeitraums richtet sich nach der Schwere des Falles und den Vorgaben der Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung. In der Praxis sind folgende Varianten üblich:
- 6 Monate: bei erstmaliger Auffälligkeit ohne Hinweise auf Missbrauch oder Abhängigkeit
- 12 Monate: bei nachgewiesenem Missbrauch, wiederholtem Auffallen oder riskantem Trink- bzw. Konsumverhalten
- bis zu 15 Monate: wenn z. B. Haaranalysen über 3 cm verwendet werden oder Fristen durch spätere Testteilnahmen nach hinten rutschen
Wichtig ist: Der Zeitraum beginnt nicht rückwirkend, sondern erst mit dem ersten gültigen Screening nach den CTU-Kriterien.
Welche Nachweise zählen?
Um die Abstinenz lückenlos zu dokumentieren, kommen vor allem diese Verfahren infrage:
- Urinscreenings, in regelmäßigen, unangekündigten Abständen
- Haaranalysen, die bis zu drei Monate rückwirkend Auskunft geben
- Blutuntersuchungen, etwa zur Bewertung von Leberwerten bei Alkoholkonsum
Die Untersuchungen müssen in einem zertifizierten Labor durchgeführt werden und den formalen Anforderungen genügen. Bei Urinproben sind 4 Tests für 6 Monate, 6 Tests für 12 Monate erforderlich. Bei Haaranalysen reichen in der Regel zwei Proben mit jeweils 3 cm Haarlänge für einen 6-Monats-Nachweis, bzw. vier Proben für 12 Monate. Nur wenn der Abstinenznachweis lückenlos und CTU-gerecht erbracht wurde, wird er im MPU-Gutachten auch anerkannt.
Warum ist der Abstinenzzeitraum so wichtig?
Ein nachgewiesener Abstinenzzeitraum zeigt der Begutachtungsstelle, dass der Betroffene sein Konsumverhalten dauerhaft verändert hat. Allein der Verzicht reicht aber nicht – die Abstinenz muss glaubhaft belegt, nachvollziehbar erklärt und über einen ausreichend langen Zeitraum stabil gehalten worden sein.
Gerade in der MPU spielt dieser Punkt eine zentrale Rolle. Ohne belastbare Nachweise fällt das Gutachten in Fällen mit Konsumproblematik meist negativ aus.
Typische Fehler
- Beginn der Abstinenz wird nicht offiziell dokumentiert
- Proben werden bei nicht zertifizierten Laboren abgegeben
- Testtermine werden verpasst, wodurch der Zeitraum ungültig wird
- Haarlängen oder -zustand (z. B. gefärbt) verhindern eine zuverlässige Auswertung
Deshalb ist es wichtig, sich frühzeitig zu informieren und den Abstinenzzeitraum professionell zu planen – idealerweise mit Unterstützung einer MPU-Vorbereitung.
Fazit
Der Abstinenzzeitraum ist ein zentraler Baustein auf dem Weg zurück zum Führerschein. Wer frühzeitig beginnt, alle Anforderungen einhält und die Nachweise korrekt erbringt, schafft eine solide Grundlage für ein positives MPU-Gutachten. Dabei ist es hilfreich, sich professionell begleiten zu lassen – etwa durch eine fundierte MPU-Beratung, die dabei unterstützt, den Abstinenzzeitraum sinnvoll zu planen und die nötigen Schritte zuverlässig umzusetzen. Entscheidend ist letztlich nicht nur der Konsumverzicht, sondern auch die persönliche Auseinandersetzung mit den Ursachen des früheren Verhaltens – und ein glaubhafter Wille zur dauerhaften Veränderung.