Ein Fahreignungsseminar (kurz: FES) ist eine freiwillige Maßnahme im Rahmen des Punktesystems und dient der Verbesserung des Fahrverhaltens. Es richtet sich an Personen, die Punkte im Fahreignungsregister (FAER) angesammelt haben, aber noch nicht den kritischen Schwellenwert von acht Punkten erreicht haben. Ziel des Seminars ist es, das Risiko künftiger Verkehrsverstöße zu reduzieren – durch Einsicht, Information und individuelle Verhaltensreflexion.
Das Fahreignungsseminar ersetzt seit der Reform des Punktesystems im Mai 2014 die früheren Aufbauseminare zur Punkte-Reduzierung und ist im § 4a Straßenverkehrsgesetz (StVG) sowie in der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) geregelt.
Wer kann ein Fahreignungsseminar absolvieren?
Das FES ist freiwillig und kann von allen in Anspruch genommen werden, die zwischen 1 und 5 Punkten im Fahreignungsregister haben. Bei einem Punktestand von genau 1 bis 5 kann durch die Teilnahme ein einziger Punkt abgebaut werden. Wer 6 oder 7 Punkte hat, darf zwar noch teilnehmen, aber keinen Punkt mehr abbauen – es bleibt dann nur die Möglichkeit, verkehrspädagogisch gegenzusteuern.
Ab 8 Punkten wird die Fahrerlaubnis entzogen. Ein FES ist in diesem Fall nicht mehr ausreichend – stattdessen ist eine MPU wegen Punkten verpflichtend, um die Fahreignung neu nachzuweisen.
Ablauf und Inhalte
Das Fahreignungsseminar besteht aus zwei Modulen:
- Verkehrspädagogische Teilmaßnahme
Diese wird von speziell geschulten Fahrlehrern durchgeführt und umfasst zwei Sitzungen à 90 Minuten. Dabei geht es um Themen wie Regelakzeptanz, Risikowahrnehmung und Handlungsspielräume im Straßenverkehr. - Verkehrspsychologische Teilmaßnahme
Diese wird von einem Verkehrspsychologen geleitet und umfasst zwei Einzelsitzungen à 75 Minuten. Hier stehen persönliche Verhaltensmuster, Ursachen für Regelverstöße und individuelle Strategien zur Verhaltensänderung im Fokus.
Beide Module müssen innerhalb von drei Monaten abgeschlossen werden. Die Teilnahme wird mit einer Bescheinigung nachgewiesen, die bei der Fahrerlaubnisbehörde eingereicht werden kann.
Was bringt ein FES im MPU-Kontext?
Das Fahreignungsseminar ersetzt keine MPU und ist auch kein verpflichtender Teil des MPU-Verfahrens. Es kann jedoch unterhalb der MPU-Schwelle eine wertvolle präventive Maßnahme sein – insbesondere für Personen, die durch ihr Punktestand gefährdet sind, bald die Acht-Punkte-Grenze zu überschreiten.
Wer bereits eine MPU hinter sich hat oder sie erwartet, kann das FES auch als ergänzenden Nachweis nutzen, um Eigeninitiative und Veränderungsbereitschaft zu dokumentieren – zum Beispiel bei einer MPU wegen verkehrsrechtlicher Delikte oder bei häufigen Ordnungswidrigkeiten.
Kosten und Anbieter
Das Fahreignungsseminar ist kostenpflichtig und wird ausschließlich von anerkannten Fahrschulen und Verkehrspsychologen angeboten, die vom Kraftfahrt-Bundesamt zugelassen sind. Die Gesamtkosten liegen in der Regel zwischen 350 und 500 Euro – je nach Anbieter und Region.
Fazit
Das Fahreignungsseminar ist ein freiwilliges und sinnvolles Instrument, um das eigene Verkehrsverhalten zu reflektieren, Punkte abzubauen und die Fahrerlaubnis langfristig zu sichern. Wer frühzeitig handelt, kann mit wenig Aufwand viel erreichen – und im Idealfall eine spätere MPU vermeiden. Wer hingegen bereits an der MPU-Schwelle steht, sollte das FES eher als Ergänzung und nicht als Ersatz für eine gezielte MPU-Vorbereitung betrachten.