Ein lückenhafter Abstinenznachweis liegt dann vor, wenn zwischen den einzelnen toxikologischen Untersuchungen (Urin- oder Haaranalysen) im Rahmen der MPU-Vorbereitung zeitliche Unterbrechungen entstehen, die nicht durch die CTU-Kriterien abgedeckt oder medizinisch nachvollziehbar begründet sind. Das bedeutet: Der Zeitraum, in dem eine Person abstinent gewesen sein will, ist nicht durchgängig forensisch belegt – und wird von der Begutachtungsstelle in der Regel nicht anerkannt.
Im MPU-Verfahren zählt nur ein lückenloser, dokumentierter Nachweis als Beweis für eine stabile Abstinenz. Eine Lücke – sei sie auch nur wenige Wochen lang – führt meist dazu, dass der gesamte Nachweiszeitraum verworfen werden muss. Die Folge: Der Betroffene muss von vorn beginnen, was nicht nur Zeit, sondern auch erhebliche Kosten verursacht.
Warum ist ein lückenloser Nachweis so wichtig?
CTU-Kriterien als Standard
Die sogenannten CTU-Kriterien (Chemisch-Toxikologische Untersuchung) legen die Anforderungen an forensische Abstinenznachweise fest. Dazu gehört nicht nur die fachgerechte Durchführung im Labor, sondern auch die zeitliche Abdeckung des gesamten Untersuchungszeitraums. Zwischen zwei Urinproben dürfen daher maximal vier Wochen liegen – und auch bei Haaranalysen müssen die Haarlängen und Abstände exakt zur zurückliegenden Zeit passen.
MPU-Gutachter bewerten Abstinenz als Beweis für Verhaltensänderung
Der Abstinenznachweis dient nicht nur als medizinische Information, sondern als zentrales Kriterium zur Einschätzung der Fahreignung. Er soll belegen, dass der Konsum dauerhaft eingestellt wurde – und dass das Risiko eines Rückfalls nachhaltig reduziert ist. Sobald Zweifel an der Lückenlosigkeit bestehen, verliert der Nachweis an Beweiskraft – selbst wenn die betroffene Person tatsächlich abstinent gelebt hat.
Ursachen für lückenhafte Nachweise
Typische Gründe für Lücken im Abstinenznachweis sind:
- versäumte Termine bei Urinkontrollen
- medizinisch nicht plausible Haarlängen
- Wechsel des Labors ohne korrekte Übergabeprotokolle
- Start des Nachweises nach bereits begonnener Abstinenzphase
- Fehlende CTU-Zertifizierung des Labors
- Verzögerung bei der ersten Probennahme
In manchen Fällen entsteht die Lücke unabsichtlich – z. B. durch Urlaub, Krankheit oder organisatorische Probleme. In anderen Fällen liegt ein fehlendes Verständnis der Anforderungen vor: Viele Betroffene glauben, dass eine persönliche Erklärung („Ich war trotzdem abstinent“) ausreicht. Das ist nicht der Fall – forensische Belege sind zwingend erforderlich.
Wie reagieren MPU-Gutachter auf Lücken?
Strenge Bewertung durch die Begutachtungsstelle
Ein MPU-Gutachter ist verpflichtet, sich an die gesetzlichen und fachlichen Standards zu halten. Sobald ein Abstinenznachweis Lücken aufweist, wird dieser in der Regel:
- vollständig abgelehnt oder
- nur teilweise anerkannt (wenn es sich um eine unkritische Phase vor dem offiziellen Nachweis handelt)
Oft wird empfohlen, den Abstinenzzeitraum komplett neu zu beginnen – mit neuem Vertrag, neuen Proben und erneutem Ablauf über sechs oder zwölf Monate.
In Ausnahmefällen – etwa bei belegbaren medizinischen oder technischen Gründen – kann die Lücke individuell geprüft werden. Das setzt aber eine saubere Dokumentation und frühzeitige Kommunikation mit dem Labor und der MPU-Beratung voraus.
MPU trotz lückenhaftem Abstinenznachweis bestehen?
Es gibt Fälle, in denen ein positives MPU-Gutachten trotz eines unterbrochenen Nachweiszeitraums möglich war – z. B. wenn:
- keine Abstinenz, sondern kontrolliertes Trinken nachgewiesen werden musste
- der Konsum sehr lange zurückliegt und durch ärztliche Stellungnahmen plausibel belegt wurde
- die Lücke sehr kurz und medizinisch begründbar war (z. B. Krankenhausaufenthalt mit Attest)
- zusätzliche Belege (z. B. Therapieberichte, Langzeiturinkontrollen) eine glaubhafte Stabilität zeigten
In der Regel jedoch verlangt die Begutachtungsstelle einen vollständigen Neunachweis – insbesondere bei harten Drogen, früherer Abhängigkeit oder wiederholter Auffälligkeit.
Was tun bei einem lückenhaften Nachweis?
1. Lücke analysieren und dokumentieren
Zunächst sollte geprüft werden, wann und warum die Lücke entstanden ist. Ein Abgleich mit dem Probenplan, Laborberichten und Kalendereinträgen hilft. Ist die Lücke belegbar (z. B. ärztliches Attest, Krankenhausaufenthalt), kann das evtl. berücksichtigt werden.
2. Fachliche Einschätzung einholen
Eine qualifizierte MPU-Beratung kann beurteilen, ob eine Wiederverwendung einzelner Nachweise möglich ist – oder ob ein kompletter Neustart nötig ist. Viele Labore bieten auch eine kostenlose Beratung bei Unsicherheiten an.
3. Frühzeitig neu beginnen
Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte nicht riskieren, dass der Nachweis am MPU-Termin nicht anerkannt wird. Ein frühzeitiger Neustart des Abstinenznachweises, lückenlos und CTU-konform, ist meist der sicherste Weg zum positiven Gutachten.
Wie kann ich Lücken von Anfang an vermeiden?
- Frühzeitig mit MPU-Vorbereitung beginnen, um den Ablauf korrekt zu planen
- Urinverträge rechtzeitig abschließen, bevor die erste Probe erforderlich ist
- alle Termine pünktlich wahrnehmen – auch im Urlaub oder bei Krankheit (mit Attest)
- Haaranalysen exakt planen – richtige Länge, keine chemische Behandlung
- Laborwechsel vermeiden oder lückenlos dokumentieren
Wer sauber arbeitet, spart nicht nur Zeit und Geld, sondern verbessert die eigene Glaubwürdigkeit im MPU-Gutachten erheblich.
Fazit
Ein lückenhafter Abstinenznachweis kann die gesamte MPU-Vorbereitung zunichtemachen – selbst wenn tatsächlich keine Substanzen mehr konsumiert wurden. Nur lückenlose, forensisch abgesicherte Nachweise nach CTU-Kriterien werden anerkannt. Daher ist es entscheidend, von Anfang an professionell zu planen, sich beraten zu lassen und die Abläufe genau zu verstehen. Wer die Formalitäten ernst nimmt und ehrlich an der eigenen Veränderung arbeitet, legt den Grundstein für ein erfolgreiches MPU-Gutachten – und den Weg zurück zum Führerschein.