Gamma-GT (auch γ-GT oder GGT genannt) steht für Gamma-Glutamyltransferase, ein Leberenzym, das im Blut gemessen wird und bei der Beurteilung des Alkoholkonsums eine wichtige Rolle spielt. Im Rahmen einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) wird der Gamma-GT-Wert häufig im medizinischen Teil des Gutachtens kontrolliert – vor allem, wenn die MPU wegen Alkoholauffälligkeiten angeordnet wurde.
Medizinischer Hintergrund
Gamma-GT ist ein Enzym, das in den Zellen der Leber, aber auch in anderen Organen wie Niere, Bauchspeicheldrüse oder Darm vorkommt. Im Blut ist es vor allem dann in erhöhter Konzentration messbar, wenn es zu einer Belastung oder Schädigung der Leber kommt. Der häufigste Auslöser für einen Anstieg ist ein regelmäßiger oder übermäßiger Alkoholkonsum.
Erhöhte Gamma-GT-Werte allein beweisen keinen Alkoholmissbrauch, können aber Hinweise auf schädlichen Konsum oder Leberschäden geben – insbesondere in Kombination mit anderen Leberwerten wie GOT (AST), GPT (ALT) und MCV.
Gamma-GT im MPU-Kontext
Im MPU-Verfahren wird Gamma-GT oft im Rahmen der medizinischen Blutuntersuchung gemessen. Dies gilt vor allem bei:
- MPU wegen Alkohol ab 1,6 Promille
- auffälligem Trinkverhalten
- positiver Alkoholvorgeschichte
- fehlenden oder unsicheren Abstinenznachweisen
Ziel ist es, den aktuellen Gesundheitszustand zu beurteilen und Hinweise auf einen möglichen fortbestehenden oder zurückliegenden Alkoholkonsum zu erkennen. Dabei geht es nicht nur um die einmalige Messung, sondern um die Bewertung im Gesamtzusammenhang – insbesondere mit Blick auf die Glaubwürdigkeit der Angaben zur Abstinenz oder zum kontrollierten Trinken.
Bewertung und Interpretation
Die Normalwerte für Gamma-GT können je nach Labor variieren, liegen aber typischerweise:
- bei Männern: unter 60 U/l
- bei Frauen: unter 40 U/l
Deutlich erhöhte Werte sind auffällig – vor allem, wenn sie über einen längeren Zeitraum bestehen oder in Kombination mit weiteren Leberwerten erhöht sind. Aber auch auffällig niedrige oder schnell sinkende Werte können kritisch bewertet werden, wenn sie gezielt manipuliert erscheinen (z. B. durch kurzfristige Abstinenz vor der MPU).
Gutachter achten dabei insbesondere auf:
- die Entwicklung der Werte über Zeit
- die Plausibilität im Zusammenhang mit der Anamnese
- das Zusammenspiel mit anderen Befunden und Aussagen
Bedeutung für die Vorbereitung
Wer eine MPU wegen Alkohol bestehen möchte, sollte frühzeitig prüfen lassen, ob die Leberwerte – insbesondere Gamma-GT – im Normbereich liegen. Bei auffälligen Werten ist eine ärztliche Abklärung dringend zu empfehlen, ggf. inklusive Ultraschalluntersuchung und weiterführender Diagnostik.
Darüber hinaus kann eine strukturierte MPU-Vorbereitung helfen, die Bedeutung der Werte besser zu verstehen, mögliche Widersprüche zu vermeiden und eine glaubhafte gesundheitliche Entwicklung darzustellen.
Wichtig zu wissen
Erhöhte Gamma-GT-Werte können auch durch andere Ursachen entstehen – etwa durch bestimmte Medikamente, Diabetes, Fettleber, Gallenwegserkrankungen oder Rauchen. Deshalb ist im MPU-Verfahren nicht nur der Laborwert entscheidend, sondern immer das gesamte medizinische und persönliche Bild.
Fazit
Gamma-GT ist ein sensibler Leberwert, der im Rahmen der MPU wichtige Hinweise auf den Umgang mit Alkohol liefern kann. Erhöhte Werte sind kein Beweis für Alkoholmissbrauch, werden aber kritisch hinterfragt – vor allem, wenn keine ausreichende medizinische Erklärung vorliegt. Wer frühzeitig handelt, Werte kontrollieren lässt und glaubwürdig mit seiner Geschichte umgeht, kann auch bei früheren Alkoholproblemen ein positives MPU-Gutachten erreichen.