Nachweis von Alkoholabstinenz in der MPU
Der Ethylglucuronid-Test, kurz EtG-Test, ist eine hochsensible Analyseform zur Feststellung von Alkoholkonsum. Er spielt eine zentrale Rolle in der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU), insbesondere wenn es um den Nachweis einer vollständigen Alkoholabstinenz geht. Wer seinen Führerschein wegen einer Trunkenheitsfahrt verloren hat oder mit mehr als 1,6 Promille im Straßenverkehr auffällig wurde, muss im Rahmen der MPU belegen, dass er dauerhaft auf Alkohol verzichtet – und dies zuverlässig und gerichtsfest.
Genau an dieser Stelle kommt der EtG-Test ins Spiel. Denn Ethylglucuronid ist ein direkter Stoffwechselmarker von Ethanol, der nach dem Alkoholkonsum im Körper entsteht und über Urin oder Haare nachgewiesen werden kann. Anders als Alkohol selbst, der nur wenige Stunden nachweisbar ist, bleibt EtG deutlich länger im Körper zurück – bei Urintests meist bis zu 72 Stunden, bei Haaranalysen sogar über Wochen hinweg. Dadurch bietet der EtG-Test eine wesentlich längere Rückblickdauer als eine Blutuntersuchung und ist damit ideal geeignet, um eine langfristige Abstinenz zu belegen.
Medizinische Grundlagen und Aussagekraft
Ethylglucuronid entsteht im menschlichen Körper durch die sogenannte Glucuronidierung von Ethanol. Dabei handelt es sich um einen natürlichen Entgiftungsvorgang der Leber, bei dem Alkohol an eine Zuckerverbindung gekoppelt und anschließend über die Nieren ausgeschieden wird. Der Stoff ist in sehr geringen Konzentrationen nachweisbar – bereits kleinste Mengen Alkohol, etwa aus einem Glas Bier oder einem Schluck Wein, können eine positive EtG-Reaktion hervorrufen.
Genau diese Sensibilität macht den EtG-Test so bedeutsam für die MPU. Denn im Unterschied zu älteren Nachweisverfahren, die oft nur bei chronischem oder exzessivem Alkoholkonsum anschlugen, erkennt der EtG-Test auch gelegentliches oder einmaliges Trinken – selbst wenn dieses Wochen zurückliegt (im Fall der Haaranalyse). Er ist damit der Goldstandard für den forensisch anerkannten Alkoholabstinenznachweis.
Warum die MPU EtG-Tests verlangt
Die medizinisch-psychologische Untersuchung verfolgt ein klares Ziel: Sie möchte klären, ob eine Person wieder geeignet ist, sicher und verantwortungsvoll am Straßenverkehr teilzunehmen. Bei Alkoholauffälligkeiten, insbesondere bei wiederholten Verstößen oder sehr hohen Promillewerten, genügt es nicht, einfach zu sagen: „Ich trinke nichts mehr.“ Die MPU-Stelle verlangt in solchen Fällen objektive Belege, dass der Konsum dauerhaft eingestellt wurde – und nicht nur kurz vor dem Gutachtentermin.
Hier setzt der EtG-Test an. Mit seiner Hilfe kann über mehrere Monate hinweg nachgewiesen werden, dass die getestete Person keinen Alkohol zu sich genommen hat. Besonders relevant ist das für Personen, bei denen im Gutachten eine dauerhafte Verhaltensänderung dokumentiert werden muss – etwa bei vorangegangener Alkoholabhängigkeit, einem problematischen Trinkverhalten oder wenn die Fahrerlaubnisbehörde eine entsprechende Auflage gemacht hat.
Wie funktioniert der EtG-Test konkret?
Je nach Verfahren unterscheidet man zwischen dem EtG-Urintest und der EtG-Haaranalyse. Beide Methoden haben sich in der MPU-Praxis bewährt, unterscheiden sich aber hinsichtlich Nachweiszeitraum, Aufwand und Aussagekraft.
Bei einem EtG-Test im Urin wird geprüft, ob die Person in den letzten zwei bis drei Tagen Alkohol konsumiert hat. Der Urintest eignet sich deshalb hervorragend für regelmäßige, kurzfristig angekündigte Abstinenzkontrollen, die über einen längeren Zeitraum verteilt stattfinden. In der Regel sind vier Urinkontrollen innerhalb von sechs Monaten oder sechs Kontrollen innerhalb eines Jahres erforderlich, um die MPU-Anforderungen zu erfüllen. Die Einladung zu den Terminen erfolgt unangekündigt, meist 24 bis 48 Stunden vorher – das soll sicherstellen, dass keine kurzfristige Konsumvermeidung möglich ist.
Anders bei der Haaranalyse: Hier wird eine Haarprobe entnommen, in der der EtG-Gehalt über einen längeren Zeitraum gespeichert ist – denn Haare wachsen im Schnitt etwa einen Zentimeter pro Monat. Eine 3-cm-Probe bildet also etwa drei Monate Alkoholgeschichte ab. Bei dieser Methode reichen zwei Proben für sechs Monate oder vier Proben für ein ganzes Jahr aus. Der große Vorteil: Die Kontrollen müssen nicht regelmäßig erfolgen, sondern können planbar und organisierbar durchgeführt werden. Allerdings dürfen die Haare nicht chemisch behandelt oder gefärbt sein, da dies die Analyse verfälschen kann.
Relevanz der Grenzwerte
Die MPU-Begutachtungsstellen orientieren sich bei der Bewertung der EtG-Werte an den sogenannten Cut-Off-Grenzen, die in den aktuellen Beurteilungskriterien zur Fahreignung (3. Auflage, 2022) verbindlich festgelegt wurden. Beim Urintest gilt ein Wert unter 0,1 mg/l EtG im Urin als abstinent. Bei der Haaranalyse liegt die Grenze bei 5 pg/mg. Wird dieser Wert überschritten, geht das Labor davon aus, dass in den letzten Wochen Alkohol konsumiert wurde – ganz gleich, ob es sich dabei um ein Fest, ein Feierabendbier oder nur ein „Ausrutscher“ handelte.
Ein Verstoß gegen diese Schwellenwerte hat weitreichende Konsequenzen: Das gesamte Abstinenzprogramm gilt dann als unterbrochen oder gescheitert. Die Nachweiszeit muss neu beginnen, die MPU wird in der Regel negativ beschieden – und der Betroffene verliert wertvolle Monate auf dem Weg zurück zum Führerschein.
Sicherheit, Manipulationsschutz und Glaubwürdigkeit
Weil es in der Vergangenheit wiederholt Versuche gegeben hat, Abstinenzprogramme zu manipulieren – etwa durch die Abgabe von Fremdurin oder durch Haarfärbungen –, gelten für den EtG-Test strenge Rahmenbedingungen. Sowohl Urin- als auch Haaranalysen müssen unter forensisch abgesicherten Bedingungen durchgeführt werden. Dazu zählt unter anderem die Identitätsprüfung, die lückenlose Dokumentation der Probenkette, die Lagerung und Analyse in einem akkreditierten Labor, sowie die Kontrolle auf Auffälligkeiten oder Verfälschungen.
Wird eine Manipulation vermutet oder nachgewiesen, gilt dies als Hinweis auf fehlende Eignung. Schon der Versuch reicht in der Regel aus, um das Vertrauen des Gutachters zu verlieren – oft mit der Folge, dass die MPU negativ bewertet wird. Deshalb ist es besonders wichtig, dass alle Proben korrekt, vollständig und ehrlich abgegeben werden.
Vorbereitung und praktische Tipps
Wer zur MPU muss und einen EtG-Nachweis benötigt, sollte frühzeitig ein qualifiziertes Abstinenzprogramm beginnen – idealerweise in Zusammenarbeit mit einer MPU-Beratungsstelle. Dort wird geklärt, welcher Nachweisweg (Urin oder Haar) geeignet ist, welche Termine realistisch geplant werden können und wie die Dokumentation ordnungsgemäß erfolgt. Besonders bei längeren Trinkvorgeschichten oder diagnostizierter Alkoholproblematik ist es sinnvoll, sich zusätzlich psychologisch begleiten zu lassen, um auch im Gespräch mit dem Gutachter überzeugend aufzutreten.
Darüber hinaus ist es wichtig, sämtliche Alltagsquellen von Alkohol konsequent zu vermeiden – etwa alkoholhaltige Mundspülungen, Medikamente oder Speisen mit verstecktem Alkoholgehalt. Auch wenn diese in der Regel nicht zu einem positiven EtG-Wert führen, können sie in Grenzfällen kritisch ausgelegt werden.
Fazit
Der EtG-Test ist das zuverlässigste und anerkannteste Verfahren, um im Rahmen der MPU eine ernsthafte und nachhaltige Alkoholabstinenz nachzuweisen. Ob als Urinkontrolle oder Haaranalyse – die Methode ist sensibel, sicher und aus Sicht der Begutachtungsstellen unerlässlich, um eine positive Prognose zur Fahreignung abzugeben. Wer die MPU bestehen will, kommt in vielen Fällen um den EtG-Nachweis nicht herum. Eine professionelle Vorbereitung, transparente Kommunikation und konsequente Abstinenz sind der Schlüssel zum Erfolg – und zum Rückweg auf die Straße.